Rocky´s erster Winter und der heilige Abend


Rocky´s erster Winter und der heilige Abend

Man nennt mich Rocky der Racker und ich bin ein Hund. Um es genau zu sagen, ich bin ein reinrassiger Beaglerüde. Zuerst wohnte ich bei meinen Eltern aber seit den letzten warmen Tagen lebe ich bei Herrchen und Frauchen. Da habe ich einen wundervollen Garten.

Nach den warmen Tagen kam viel Wasser von oben, wie beim Duschen. Habe ich hochgeschaut konnte ich niemanden entdecken aber der ganze Himmel muss voll mit Duschen gewesen sein. Diese Zeit nannten Herrchen und Frauchen „Herbst“. Später vielen die Blätter von den Bäumen und machten sich in meinem Garten breit. Ein fürchterliches Zeug, kaum hatte Herrchen alles zusammen geharkt fielen wieder neue Blätter. Das ging eine ganze Weile, bis alle Blätter von den Bäumen gefallen waren.

Einige Wochen danach sagte Frauchen beim Frühstück „Ich glaube der Winter steht vor der Tür“ Ja nun aber los, dachte ich sofort, mal sehen wer als Erster an der Tür ist! Schon rannte ich zur Haustür. Frauchen musste sich verhört haben, vor der Tür stand niemand. Ich ging wieder in die Küche und legte mich unter den Tisch. War wohl nichts mit „Besuch“, dabei habe ich „Besuch“ so gerne.
Einige Tage danach erwachte ich und lauschte. Komisch, nichts war zu hören. Keine fernen Autos, keine Vögel und nicht ein Radfahrer! Frauchen machte Frühstück und ich legte mich unter den Tisch. Als Herrchen in die Küche kam sagte er: „ Der Winter ist da, ich gehe gleich fegen.“ Wie doof ist das denn, entweder fegt man bevor Besuch kommt oder danach. Ich hatte meinen Kopf gehoben und lauschte angestrengt, ich konnte diesen „Winter“ weder sehen noch hören. Riechen konnte ich ihn auch nicht. Muss ja ein komischer Typ sein. Jeder spricht von ihm und keiner kann ihn sehen, hier in der Küche ist er jedenfalls nicht.
Als ich mit Herrchen spazieren gehen will glaube ich es ja nicht. Da hat doch irgend so ein Blödmann den ganzen Garten mit so weißem Zeug vollgeschmissen. Hoffentlich holt der das auch bald wieder ab. Ich will mal versuchen ob man darauf laufen kann. Oh nein, das geht gar nicht, ich bin eingebrochen und stecke nun mit meinen Pfoten fest. Brrrr ist das kalt!!! So etwas hatte ich noch nie gesehen. Herrchen stapfte durch die weiße Masse und ich liefe ihm nach. Nass ist das Zeug und kalt. Nicht einmal ein Plätzchen für mein Geschäft konnte ich finden.
Als wir wieder nach Hause kamen habe ich mich sofort in meine Kuschelecke verzogen. Ich musste erst einmal auftauen und wieder warm werden. Durch das Fenster konnte ich sehen wie von oben noch mehr von dem weißen Zeug in meinen Garten fiel. Nur wer das gemacht hatte konnte ich nicht sehen. Sicher dieser Herr „Winter“ der zu Besuch war. Ich konnte ihn leider nirgendwo entdecken, sonst hätte ich ihn mit einem kräftigen Gebell vertrieben.
Das weiße Zeug war von meinem Garten begeistert. Es blieb einfach liegen, vermehrte sich sogar. Ich saß in dieser Zeit häufig in der Küche unter dem Tisch und schaute meinem Frauchen zu. Sie hatte überall Schüsseln stehen und rührt darin. Sie schob ständig so komische Dinger in den Ofen, was das war weiß ich nicht aber das hat gerochen. Einfach köstlich!! Sie legte die fertigen Dinger auf den Tisch. Ab und zu fiel etwas davon auf den Boden und ehe Frauchen es aufheben konnte hatte ich es schon gefressen. Total lecker.
Als Herrchen von der Arbeit kam fragte er sie: „ Hast Du schon die ersten Weihnachtskekse gebacken?“ Aha, so heißt das Zeug das so gut riecht und auch schmeckt. „ Es sind ja auch nur noch ein paar Tage bis heilig Abend.“
Von dieser Zeit an duftete es im ganzen Haus. Jeden Tag war sie am Backen oder Kochen. Ich hatte richtig viel zu tun um bei den Dingen die auf den Boden fielen der Erste zu sein. Das Meckern von Frauchen und den versuchten Rauswurf aus der Küche habe ich total ignoriert .

Dann kam der Tag, dieser Tag den sie „Heilig Abend“ nannten. Herrchen brachte einen Tannenbaum ins Wohnzimmer. Prima, der ist sicher für mich. Dann brauche ich nicht immer in die Kälte hinaus wenn ich mal mein Bein heben muss. „Ich warne dich“ rief Herrchen als ich auf den Baum zuraste. Ich bremste. OK, dann eben nicht, eure Schuld wenn ich eine Blasenentzündung bekomme. Frauchen kam mit einem großen Karton ins Wohnzimmer. Als sie ihn aufmacht habe ich erst einmal meinen Kopf in die Kiste gesteckt um zu schauen was da wohl drin ist. Roch alles ziemlich komisch, muss ich schon sagen. Wozu man sowas wohl braucht?
Frauchen hängte die Sachen aus der Kiste an den Baum, sah richtig lustig aus. Es war aber nichts Fressbares dabei . Schade! Nachdem der Baum vollgehängt war ging ich mit Frauchen in die Küche. Irgendwie mein Lieblingsort, da gibt es immer irgendwas Besonderes für mich.
Aber an diesem Tag war irgendetwas anders. Ich konnte nichts sehen oder riechen aber irgendwie spüren. Herrchen hatte inzwischen den Ofen angemacht und wir saßen im Wohnzimmer. Frauchen kochte Kaffee, der Duft zog durchs Haus, sie stellte noch von den „Weihnachtsplätzchen“ auf den Tisch. Mir lief schon das Wasser im Maul zusammen. Die sind so lecker, ob ich auch welche bekomme?? Bevor Frauchen sich setzte machte sie noch Feuer auf dem Tisch. Das machte sie in so blöden Dingern die überhaupt nicht schmecken. Ich muss es wissen, habe sie schon getestet. Naja, das war eine magere Ausbeute, nur zwei Kekse haben sie mir gegeben. Draußen wurde es immer dunkler. Herrchen holte die Leine und wir gingen spazieren.
Irgendwie war es heute Abend anders als sonst. Lag es an dem weißen Zeug das überall rumlag oder an den leuchtenden Bäumen die bei einigen Menschen im Garten standen? Ich wusste es nicht! Als wir wieder nach Hause kamen sah es im Wohnzimmer ganz besonders fein aus. An dem vollgehängten Baum waren helle Lichter und es sah aus als strahlte er ganz feierlich. War dies nun der „Heilige Abend“ von dem alle gesprochen hatten. Auch in dieser winzigen Holzhütte, in die höchstens so ein flatterndes Objekt passte, leuchtete es. In dieser Hütte standen steinartige Figuren die fürchterlich schmeckten. Ich hatte schon davon gekostet und mir ein solches Ding mit in mein Körbchen genommen, was bei Frauchen einen Wutausbruch auslöste. Da, kann ich sowieso nicht beißen, kannste wiederhaben. Vor Wut schnaubend stellte sie es zurück in die kleine Hütte. Unter dem Baum entdeckte ich einige bunt eingepackte Pakete. Auspacken macht Spaß. Ich hatte mir gerade das Erste geschnappt und versuchte mit Hilfe meiner Zähne das bunte Papier abzureißen als Herrchen, leicht zornig, neben mir stand. „Aus, aber sofort. Das ist nicht für dich!“ Ich hatte sowieso die Lust daran verloren. Frauchen stellte Abendessen auf den Tisch, da musste ich erst einmal nachsehen ob für mich ein wenig dabei war. Sie stellte Fleischstücke auf den Tisch, wie lecker. Ich liebe Fleisch!! Ein langes Brot legte sie in einen Korb, auch nicht zu verachten. Zum Schluss kam noch ein heißer Topf auf den Tisch, da war Vorsicht geboten. Ich verzog mich unter den Tisch und hoffte darauf dass einige Fleischstücke den Weg zu mir fanden. Pustekuchen, kein Fleisch nur ein trockenes Stückchen Brot verirrte sich zu mir. Da hätten sie ja wenigstens ein bisschen Leberwurst drauf tun können.
Das Essen dauerte ziemlich lange, deshalb haben Herrchen und Frauchen zwischendurch angefangen die Päckchen, die unter dem Baum lagen, auszupacken. Ein buntes Päckchen legte Frauchen zu mir. „Das ist für Dich Rocky“ sagte sie „das darfst Du ganz alleine auspacken und fröhliche Weihnachten!“ Ich hatte vorher gar nicht bemerkt wie einzigartig dieses Packet duftete. Schnell wie ich nun einmal war riss ich mit meinen Zähnen das Papier auf. Eine richtig dicke Wurst lag vor mir auf dem Boden. Zügig brachte ich sie in meinen Korb, legte mich zu ihr und leckte sie genüsslich von allen Seiten ab. Anschließend habe ich sie schnell aufgefressen.
Ja, mein Gefühl war richtig. Dieser „heilige Abend“ war wirklich ein ganz besonderer Tag, hoffentlich gibt es den öfter!!!

Titel: Rocky´s erster Winter und der heilige Abend
Autor: Gaby Jung
gepostet von Gaby Jung
am 30.10.2013 08:37
E-Mail: g.jung.2@gmx.de

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