Das gebrochene Versprechen
Vor langer, langer Zeit einige Wochen vorWeihnachten machte sich das Christkind auf den Weg zur
Erde. Es wollte einmal schauen was die Kinder so taten oder auch nicht. Jeden Abend schaute es in
viele Kinderzimmer wenn es Zeit wurde für die Kleinen zu Bett zu gehen.
Als das Christkind bei Walter und Franz ins Fenster schaute stutzte es. Was war da denn los? Franz
würde bald sechs Jahre alt werden und in die Schule kommen. Nun lag er friedlich in seinem Bett und
schlief aber sein BruderWalter, vier Jahre alt, wollte nicht schlafen. Immer wieder rief er nach seiner
Mutter, wollte noch ein Bilderbuch ansehen, mit seinen Autos spielen, nur nicht schlafen.
„ Walter nun ist mal Schluss mit dem Theater!“ schimpfte die Mutter „ Jetzt wird endlich geschlafen“.
„ Ich will noch spielen“ antwortete Walter. „ Nein, jetzt wird nicht mehr gespielt. Es ist schon spät,
nun wird geschlafen“. Kaum hatte die Mutter das Zimmer verlassen kletterte Walter wieder aus
seinem Bett. Die Mutter kam und schickte den Jungen wieder zurück in sein Bett. So ging es eine
ganze Weile bis der Junge endlich schlief. Das Christkind war entsetzt.Wie kann es nur sein das
Walter nicht schlafen wollte?Wenn es jeden Abend so lange dauerte bis das Kind schlief war es ja
kein Wunder das die Mutter traurig war und auch mal schimpfte.
Wieder zurück im Himmel, nachdem es bei allen Kindern der Welt vorbeigeschaut hatte, überlegte
das Christkind wie es beiWalter helfen konnte.
Ende November, bevor der Nikolaus sich auf den weiten Weg machte um Süßigkeiten, Nüsse und
Apfel an die Kinder zu verteilen, bekam er Besuch vom Christkind. „ Nikolaus ich habe eine Bitte an
dich. Wenn du den kleinenWalter triffst, so möchte ich dass du ihm sagst er soll dir versprechen
jeden Abend gleich ins Bett zu gehen und dort zu bleiben wenn seine Mutter ihn schickt. Sollte er das
nicht tun so verspreche ich ihm das er in diesem Jahr kein Geschenk von mir bekommt.“ „ Liebes
Christkind, das ist aber eine harte Strafe, keinWeihnachtsgeschenk!“ antwortete der Nikolaus.
„Lass mich nur machen“ entgegnete das Christkind „ ich weiß schon was ich tue!“
Der 6. Dezember kam, ein schwerer Tag für den Nikolaus und seine Helfer. Als der Nikolaus an die
Haustür von Walter und seiner Familie klopfte war es schon recht spät. Der Vater öffnete die Tür und
bat den Nikolaus in die gute Stube, dort saßen Franz und Walter ganz aufgeregt auf dem Sofa. Franz
hatte für den Nikolaus ein Gedicht gelernt und sagte es stolz auf. Dafür bekam er auch Äpfel, Nüsse
und Schokolade. Dann winkte der heilige MannWalter zu sich. Zögernd kam er auf den Nikolaus zu.
„ Hallo Walter!“ sagte der „ in meinem goldenen Buch steht du willst nicht ins Bett gehen wenn deine
Mutter dich schlafen schickt.“ „ Nein, ich will nicht schlafen. Ich will spielen!“ „ So, so. Das Christkind
möchte das du ihm versprichst gleich ins Bett zu gehen und liegen zu bleiben wenn deine Mutter es
sagt. Solltest du es nicht halten dieses Verspreche so kannst du sicher sein in diesem Jahr bringt dir
das Christkind kein Geschenk. Und wenn das Christkind etwas verspricht so hält es das auch.“ „ Aber
ich wünsche mir doch einen Bagger“ maulte Walter. „ Wenn du dein Versprechen hältst wird das
Christkind sicher auch zu dir kommen, aber wenn nicht ja dann“ der Nikolaus schüttelte traurig den
Kopf „ ja dann kommt es nicht zu dir!“ „ Lieber Nikolaus sage dem Christkind das ich immer gleich ins
Bett gehe und nicht wieder aufstehe! Ich verspreche es!“ „ Gut, ich will dir glauben und du hast es ja
auch versprochen. Für dich habe ich auch Äpfel, Schokolade und Nüsse in meinem Sack.“ Der
Nikolaus reichteWalter die leckeren Sachen. „ Danke“ hauchte der kleine Junge. „ Nun muss ich mich
beeilen, es warten noch mehr Kinder auf mich.“ Franz und Walter brachten den Nikolaus zur Tür.
„Denk an dein VersprechenWalter! Bis zum nächsten Jahr“ sagte er noch, drehte sich um und war
verschwunden.
„ Kinder“ rief die Mutter „ es ist schon sehr spät. Zeit ins Bett zu gehen.“ Die beiden Jungen machten
sich bettfertig, sagten „Gute Nacht“ verschwanden ins Kinderzimmer. Als die Mutter nach ihnen
sehen wollte schliefen beide tief und fest.
Doch schon am nächsten Tag war das Versprechen, das Walter gegeben hatte, vergessen. Es ging
wieder wie vorher.Walter wollte nicht schlafen gehen, er wollte spielen. So wurde es wieder jeden
Abend sehr spät bevor er einschlief.
Von oben aus dem Himmel sah das Christkind zu wieWalter jeden Abend sein Versprechen brach das
es gegeben hatte. Enttäuscht wendete es sich ab. „ Wer nicht hören will muss fühlen“ sagte es zu
sich selbst.
Am Heiligen Abend zog das Christkind mit seinen Helfern, den Weihnachtsmännern, durch die ganze
Welt um den Kindern ihre Geschenke zu bringen. Als es bei Franz und Walter ankam, schaute das
Christkind durch das Stubenfenster. Die Lichter am Weihnachtsbaum brannten, das Zimmer war mit
Tannenzweigen und Sternen geschmückt und die Familie sang gemeinsam Weihnachtslieder.
Das Christkind klopfte an die Haustür und kurze Zeit später öffnete der Vater. In der Stube warteten
Franz und Walter. Als das Christkind eintrat freuten sich die Beiden, hofften sie doch auf ihre
Geschenke. Franz hatte sich eine Eisenbahn gewünscht und war nun sehr aufgeregt. Ob er sie
bekommen würde? AuchWalte hoffte auf den Bagger den er gern haben wollte. Beide bekamen vom
Christkind ein großes Geschenk in glitzerndem Papier eingepackt. Noch bevor sie es auspacken
konnten war das Christkind verschwunden. Schnell rissen sie das schöne Papier auf. Franz holte eine
Eisenbahn und Schienen aus dem Karton aber was war mitWalter? In seinem Geschenkkarton waren
einige Nüsse, ein Brief und ein Bild von einem Bagger. Tränen liefen ihm übers Gesicht als er seiner
Mutter den Brief reicht damit sie ihn vorlesen konnte. „ LieberWalter“ stand da „ so sollte der
Bagger aussehen den du dir gewünscht hast. Du hast dein Versprechen gebrochen aber ich halte
meins. Zeige mir dass du das Versprechen einhältst, so sollst auch du dein Geschenk bekommen.
Viele Grüße vom Christkind“
Traurig ging Walter zu Bett und weinte sich in den Schlaf. In den nächsten Tagen veränderte er sich,
jeden Abend ging er ohne murren ins Bett, kuschelte sich in seine Decke und schlief ein. Das
Christkind schaute mit Freuden bei Walter ins Fenster. Nun wird es aber auch Zeit, dachte es und
machte sich auf den Weg zur Erde. Am Silvesterabend als Franz und Walter schon schliefen huschte
das Christkind leise ins Kinderzimmer und stellte einen großen Karton, bunt eingepackt vor Walters
Bett. Sprach ein leises Gebet und verließ das Haus. Als Walter aufwachte sah er das Geschenk sofort,
riss es auf und fand nun darin seinen Weihnachtswunsch, einen tollen Bagger.
Jeden Abend ging Walter auch weiterhin ohne zu murren in sein Bett, doch bevor er einschlief
versprach er dem Christkind immer artig zu sein und bedankte sich für sein schönes Geschenk
Titel: Das gebrochene Versprechen
Autor: Gaby Jung
gepostet von Gaby Jung
am 15.11.2012 23:55
E-Mail: g.jung.2@gmx.de
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