Gott sandte den heiligen Erzengel Gabriel zuerst zu dem heiligen Propheten Daniel. Während dieser betete, erschien ihm der Engel Gabriel und zeigte ihm die Zeit des so lange gewünschten Messias an: „Daniel! sprach er, eben bin ich ausgegangen, dir deutlichen Unterricht zu geben. Gleich zu Beginn des Gebetes ist der Ausspruch ergangen und ich komme, dir ihn bekannt zu machen; denn du bist ein Mann des Verlangens (ein Liebling Gottes). Vernimm also den Ausspruch und merke auf das Gesicht. Keine siebzig Wochen sollen über dein Volk und deine heilige Stadt verfließen, so wird dem Abfall gewährt, der Sünde ein Ende gemacht., die Missetat versöhnt, die Gerechtigkeit herbei geführt, Gesicht und Weissagung erfüllt und der Allerheiligste gesalbt sind. So wisse nun und merke: Vom Ausgang des Befehls, Jerusalem wieder zu bauen, bis zum Messias, dem Sieger, sind sieben Wochen und zwei und sechzig Wochen. Die Straßen und Mauern werden wieder gebaut werden, aber in bedrängten Zeiten. Nach zwei und sechzig Wochen wird der Messias hingerichtet werden, aber nicht um seinert willen. Die Stadt und das Heiligtum wird ein siegreiches Volk, das kommen wird, zerstören. Sein Hereinbrechen wird der Wasserflut gleichen und bis ans ende des Krieges, der abgekürzt werden soll, wird nichts als Verwüstung sein. Eine Woche wird für viele den Bund bestätigen und die Mitte der Woche wird die Schlachtopfer und die Speisenopfer aufheben. Im Tempel wird der Gräuel der Verwüstung sein und ewig wird Zerstörung und Verwüstung über den verwüsteten Ort ruhen.” Mit diesen Worten zeigte Gabriel nicht nur die Zeit der Ankunft des Messias, sondern auch das an, was sich mit dem Messias selbst, mit dem jüdischen Volk und mit dem Tempel ereignen würde.
Zum zweiten Mal wurde Gabriel zu dem Priester Zacharias, dem Vater des heil. Johannes des Täufers, gesandt, da er eben opferte. Der Engel stand zur rechten Seite des Altars und sprach zu ihm: „Fürchte dich nicht, Zacharias! Denn dein Gebet ist erhört worden; deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären und du sollst seinen Namen Johannes nennen. Du wirst dich freuen und frohlocken und viele werden sich über seine Geburt erfreuen. Denn er wird groß sein vor dem Herrn, er wird weder Wein noch berauschende Getränke trinken und wird schon vom Mutterleib an mit dem heiligen Geiste erfüllt werden. Und er wird viele aus den Kindern Israels zu dem Herrn, ihrem Gott, bekehren und er wird vor ihm einher gehen im Geiste und in der Kraft des Elias, um die Herzen der Väter zu den Kindern zu kehren und die Ungläubigen zu der Weisheit der Gerechten, um Gott dem Herrn ein vollkommenes Opfer zuzubereiten.” Mit diesen Worten zeigte Gabriel den Vorläufer des wahren Messias.
Das dritte Mal wurde eben dieser Engel zu der seligsten Jungfrau Maria gesandt und diese Gesandtschaft war die wichtigste und die trostreichste. Er grüßte sie mit den Worten: „Gegrüßt seist du, voll der Gnade, der Herr ist mit dir, du bist gebenedeit unter den Weibern.” Als aber Maria über diese Worte erschrak, sprach er zu ihr: „Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Sieh! du wirst empfangen in deinem Leibe und einen Sohn gebären und seinen Namen sollst du Jesus nennen. Dieser wird groß sein und der Sohn des Allerhöchsten genannt werden und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben; und er wird im hause Jakob in Ewigkeit regieren; und seines Reiches wird kein Ende sein.” Die reinste Jungfrau war bereit, in Allem den Willen Gottes zu tun, weil sie aber nicht wußte, wie sie Mutter des eingeborenen Sohnes Gottes werden sollte, da sie Jungfrau bleiben wollte, sagte ihr der Engel, der heil. Geist werde über sie kommen und die Kraft des Allerhöchsten werde sie überschatten. Er setzte hinzu: auch Elisabeth, ihre Verwandte, welche viele Jahre unfruchtbar war, habe wirklich einen Sohn empfangen, weil bei Gott alles möglich ist. Als nun die seligste Jungfrau hierauf die Einwilligung mit den Worten gegeben hatte: "Sieh ich bin die Dienerin des Herrn, es geschehe mir nach deinem Worte," schied der Engel von ihr und kehrte zu dem zurück, der ihn gesandt hat.
Aus dem, daß der heil. Gabriel von Gott zu einer so wichtigen Gesandtschaft gebraucht wurde, schließen die heiligen Väter, er müsse einer der Vornehmsten himmlischen Geister sein. Sein Name kommt auch mit seinen Verrichtungen überein; denn Gabriel heißt . Er hat Christus den Herrn, den wahren Messias, verkündet.
Quelle:
Leben und Taten der Heiligen — Eine Legenden-Sammlung für das christkatholische Volk von Michael Sintzel, Beichtvater des Mutterhauses der barmherzigen Schwestern zu München (Vierter Band 1841)
http://www.heiligenlegenden.de/monate/maerz/24/gabriel-sintzel/home.html
Mit freundlicher Erlaubnis von www.heiligenlegenden.de
Siehe hierzu auch die Legende von Karl Borromäus Bestlin